In der Realität gibt es – unabhängig von der Industrie – nur sehr wenige Unternehmen, die agile Vorgehens-modelle in ihrer Reinform anwenden. Vielmehr werden hybride Softwareentwicklungsprozesse erstellt, welche lediglich Aspekte des agilen Manifestes aufgreifen, um den Nachteilen der traditionellen, schwerfälligen Vorgehensmodelle entgegenzuwirken. Scrum, englisch für Gedränge, beschreibt eine 1995 entwickelte Methode der agilen Software-Entwicklung. Der Ansatz beruht auf der Erfahrung, dass viele Entwicklungsprojekte zu komplex sind, um sie in einem alles umfassenden Plan abzubilden. In seiner ursprünglichen Form ist Scrum für die Anforderungen der regulierten Industrie jedoch nicht direkt anwendbar, da der auslieferbare Code als das einzige Artefakt gilt, auf das nicht verzichtet werden kann. Das Ziel ist es, durch die Implementierung von Qualitätssicherungsmaßnahmen nachzuweisen, dass die agile Entwicklung keinen negativen Einfluss auf die Qualität der Software hat. Durch die Entwicklung in kurzen Iterationszyklen und der engen Zusammenarbeit mit dem Kunden sowie den Feedback-Mechanismen für das Team werden viele agile Prinzipien berücksichtigt, die zu einer flexibleren und kontrollierbareren Softwareentwicklung führen.
Die Kunst besteht darin, das Vorgehensmodell für den Entwicklungsprozess unter Berücksichtigung einer Validierungsstrategie zu definieren. Werden Entwicklungsprozess und Validierungsstrategie so gestaltet, dass die geforderten Nachweise im Rahmen der Softwareentwicklung erbracht werden, spricht nichts gegen die Verwendung von agilen Entwicklungsansätzen. Die größte Herausforderung besteht wohl darin, einen dynamischen und effizienten Prozess zu entwickeln, um Anforderungen, deren Risikobewertungen, und die daraus resultierenden Testszenarios, stets aktuell zu halten, und diese auch, zumindest minimal ausreichend, zu dokumentieren und für ein späteres Change-Management zur Verfügung zu stellen. Mit Hilfe von Impact Analysen muss festzustellen sein, welche Designänderungen Einfluss auf andere Softwarefunktionen oder -module haben. Das zentrale Element ist und bleibt das Risikomanagement, das letztlich den Umfang der finalen Testphase bestimmt.
Ein solches Hybridmodell ist gemäß dem agilen Manifest keine durch und durch agile Methode. Es versucht aber, gemäß den Best Practices, einen ausgewogenen Mittelweg zwischen den klassischen reichhaltigen und den agilen Methoden zu finden. Oberstes Ziel bleibt es immer eine Software so zu entwickeln, dass nachweislich keine Gefahr für die Datenintegrität, die Produktsicherheit und -qualität sowie die Patientensicherheit von ihr ausgeht. Chemgineering ist Ihr Partner für die Planung und Entwicklung eines agilen und dennoch GxP-konformen Rahmenwerks und der dazugehörigen Validierungsstrategie. Die Zeiten in denen das V-Modell als einziges Vorgehensmodell für die Softwareentwicklung in der regulierten Industrie galt, sind längst vorbei.