Quality by Design (QbD) und Design of Experiment (DoE) sind etablierte Begriffe der modernen pharmazeutischen Entwicklung, Herstellung und Qualitätskontrolle und sind in den Qualitätsleitlinien der ICH (International Council for Harmonisation of Technical Requirements for Pharmaceuticals for Human Use) (Leitlinien Q8 – Q11) beschrieben.
Ziel des QbD ist es, die Qualität des pharmazeutischen Produktes vorzugsweise über eine geeignete Entwicklung und Auslegung (Design) des Herstellungsprozesses sicherzustellen, weniger über eine Testung des Fertigproduktes. Man sagt: Die Qualität wird in das Produkt und den Prozess integriert.
Durch QbD werden die auf die Qualität des pharmazeutischen Produktes wirkenden Einflussfaktoren und ihre Wechselwirkungen identifiziert. Für die praktische Umsetzung in der Entwicklung wird hierbei das Design of Experiment (DoE) angewendet, bei dem die multidimensionale Kombination und Wechselwirkung der Einflussfaktoren mit statistischen Werkzeugen wie der ANOVA (Analysis Of Variance) und ANCOVA (Analysis Of Co-Variance) untersucht wird. Durch zusätzliche Anwendung eines risikobasierten Vorgehens entsteht ein vertieftes Verständnis über die qualitätsrelevanten Zusammenhänge, auf dessen Basis wiederum die Festlegung eines robusten Herstellungsprozesses und eines geeigneten Systems der Prozesskontrolle erfolgt. Hierbei spielt die Festlegung des sogenannten Design Space eine wesentliche Rolle. Dieser Begriff beschreibt denjenigen Raum oder Bereich der möglichen Variabilität für die identifizierten Einflussfaktoren, bei dessen Einhaltung mit ausreichender Sicherheit ein Produkt mit den gewünschten Qualitätseigenschaften produziert wird.
Erfolgt eine Beantragung und Genehmigung der Pharmaherstellung auf Basis eines QbD unter Angabe eines Design Space, so ist der Pharmahersteller an diesen und die damit verknüpften Spezifikationen gebunden. Die Ergebnisse der Produktion dürfen die Grenzen des Design Space nicht verletzten. Damit schützt Quality by Design nicht vor der Verletzung von Spezifikationsgrenzen, sondern liefert nur die wissenschaftliche Begründung für den maximal zu nutzenden Spezifikationsbereich.
Der Hersteller wird aber in der Regel die Produktionsbedingungen nicht so einstellen, dass der Herstellungsprozess an den Grenzen des Design Space gefahren wird. Vielmehr werden Sicherheitsabstände integriert und auf Basis weiterer Entwicklung und Produktionserfahrung ggf. engere Prozessgrenzen festgelegt, gerade auch, wenn hierdurch eine Verbesserung von Produkt und Prozess und eine Verringerung der Variabilität sichergestellt werden können. Dies ist von der „Idee/Philosophie“ des QbD auch so gewünscht. Der Pharmahersteller hat damit die Möglichkeit seinen Herstellungsprozess im Rahmen des festgelegten Design Space zu optimieren.
Aufgrund dieser Möglichkeit und der damit auftretenden Änderungen der Spezifikationen ist grundsätzlich das Risiko erhöht, dass im pharmazeutischen Qualitätssystem z. B. Spezifikationslisten vertauscht werden, einzelne Spezifikationen „verlorengehen“, oder falsche Spezifikationen festgelegt werden. Die Verwendung von QbD und Design Space setzt voraus, dass der Hersteller möglichst früh in der Entwicklung auch ein effizientes Überwachungssystem für seine Spezifikationen und Spezifikationsänderungen etabliert. Ist dies noch nicht geschehen, so sollte es schnellstens nachgeholt werden.