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Nachhaltigkeit bei der Planung von Pharmaanlagen

Ökologische Nachhaltigkeit bei der Pharmaplanung ist nicht länger nur ein Pluspunkt, sondern ein entscheidendes Kriterium.

Umweltfragen wie ökologische Nachhaltigkeit gewinnen zunehmend an Bedeutung. Wir erleben derzeit einen Aufschwung einer Branche, die in der Vergangenheit nicht ernst genommen wurde – erfreulicherweise zu Unrecht. Für viele Branchen ist ökologische Nachhaltigkeit mittlerweile nicht mehr nur ein zunehmendes Anliegen. Heutzutage steht sie für viele Branchen an erster Stelle und die Pharmabranche macht dabei keine Ausnahme. Glücklicherweise gibt es noch weitere positive Aspekte: Gebäude und Prozesse wurden auf den schonenden Umgang mit Ressourcen wie Energie und Wasser ausgelegt, zumal der Einsatz von nachhaltiger Energie nicht nur das „grüne“ Image eines Unternehmens stärken, sondern auch dessen Produktionskosten von Anfang an senken kann. Zu guter Letzt wächst auch das Bewusstsein bezüglich der Gesundheit und des Wohlbefindens von Arbeitnehmern am Arbeitsplatz. Inzwischen besteht kein Zweifel mehr daran, dass der Einsatz von ungiftigen Werkstoffen (sowohl im Produkt selbst auch in dessen Nutzung), eine grundsätzlich bessere Luftqualität sowie der intelligente Einsatz von Beleuchtungseinrichtungen auf allen Ebenen Vorteile mit sich bringt. Grund genug, sich mit dem Thema der ökologischen Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen.

Ein wichtiges Kriterium für zukünftige Pharmaeinrichtungen: ökologisch werden und bleiben

Die gute Nachricht vorneweg: Solch ein Umdenken ist zweifellos der Schlüssel für eine bessere Zukunft. Das bedeutet praktisch: Im Jahr 2019 werden Energieausweise für Gebäude Pflicht, um auf dem Immobilienmarkt laut Gesetz gehandelt werden zu dürfen oder schlicht um eine Gebäudezulassung zu erhalten. Zusammenfassend lässt sich also sagen: Es zeichnet sich eine wesentliche Entwicklung von (1.) einer „nachhaltigeren“ Denkweise (in den meisten Fällen war dies eine sehr subjektive Ansicht) zu (2.) einer Notwendigkeit ab, die sich (3.) immer mehr verwurzelt, da heutzutage keine neuen Gebäude mit schlechter Dämmung, niedriger Energieeffizienz oder einem unverhältnismäßig hohen Wasserverbrauch mehr geplant werden. Dem gegenüber steht eine zunehmend begrenzte und im Preis steigende Ressource. Ein schonender Umgang mit dieser steht daher ganz oben auf der Tagesordnung. Es sollte heute selbstverständlich sein, dass das Wasser aus Pharmaprozessen für andere Zwecke (z. B. Kühltürme oder Gebäudesanitäranlagen) aufbereitet und wiederverwendet wird. Tatsächlich wächst das Bewusstsein unter der Bevölkerung, dass „grüne“ bzw. nachhaltige Gebäude eine tiefgreifende Auswirkung auf unsere natürliche Umgebung sowie auf unsere Wirtschaft, Gesundheit und Leistung haben. Es könnte also auch von einem Multitalent die Rede sein.

Umweltbewusstsein: Noch immer sind einige Hürden zu meistern

Nichtsdestotrotz gibt es noch immer nur eine Handvoll Pharmaunternehmen, deren Gebäude hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit hervorragend geplant und gebaut wurden. Die meisten Forschungs- und Entwicklungszentren oder Firmenzentralen von Pharmabetrieben ziehen noch immer innovative und Designelemente vor, und das trotz aller offensichtlichen Vorteile. Des Weiteren stehen bei diesen Anlagen für gewöhnlich vor allem die Konformität mit den eigenen zahlreichen Vorschriften des Sektors sowie Anlagen, die eine höchste Zuverlässigkeit der Produktionsprozesse zur Gewährleistung der Qualität des Endprodukts sicherstellen, an erster Stelle. Das ist nachvollziehbar, langfristig gesehen jedoch nicht gut durchdacht.

Deshalb müssen wir diejenigen sein, die in diesem ganz bestimmten Fall von Pharmabetrieben im Interesse der Kunden proaktiv handeln und durchgehend eine einflussreiche sowie überzeugende Rolle einnehmen müssen – all das nicht mit glanzvollen Werbekampagnen, sondern mit Zahlen und Fakten im Gepäck. So können wir bestimmte psychologische Barrieren überwinden, die seit Jahrhunderten im Denken der Menschen fest verankert sind, um effizientere Maßnahmen zu ergreifen. Darüber hinaus gibt es nach wie vor eine Vielzahl von bereits überholten regulatorischen und rechtlichen Vorschriften. So hat die Pharmabranche zum Beispiel in Bezug auf HLK-Anlagen (Heizung, Lüftung, Klimatechnik) ihre eigenen Vorschriften (GMP-Anforderungen, eigene Kundenvorschriften, ISPE-Richtlinien usw.)

Von persönlichem Engagement zu einer Selbstverständlichkeit

Da noch ein weiter Weg vor uns liegt, sind wir überzeugt davon, dass ein Bedarf nach angewandten Lösungen für Nachhaltigkeit und nicht nur nach funktionellem Design besteht, die mit den verschiedenen Zertifizierungsanforderungen Hand in Hand gehen müssen. Wir haben in der Vergangenheit einmal ein Projekt für ein bahnbrechendes, weltweites Forschungs- und Entwicklungszentrum mit Sitz in Barcelona übernommen, das mit immensen Bemühungen im Unternehmen einherging, um die Projekt- und Designdenkweise an die Zertifizierungsanforderungen (in diesem Fall LEED PLATINUM – Führung im Energie- und Umweltdesign) anzupassen. Von da an führten wir mit diesem Kunden weiterhin „nachhaltige“ Projekte durch, einschließlich der Umgestaltung und Erweiterung einer bestehenden Pharmaanlage sowie eines bestehenden Logistikzentrums.

So kamen natürlich auch sämtliche technische Lösungen (z. B. in Bezug auf durch CO2-Sensoren regelbare Luftbewegungen, intelligente Beleuchtungssteuerungen oder den Einsatz von Regenwasser), die in ehemaligen Projekten zur Anwendung kamen, in den meisten seitdem durchgeführten Projekten zum Einsatz, selbst in solchen, bei denen keine Zertifizierung erforderlich war. Doch nichtsdestotrotz sollte dies als ein entscheidendes Kriterium angesehen werden, da es einen Mehrwert für die Durchführung von Projekten in der Pharmabranche bietet, bei denen der Energieverbrauch einen wichtigen Teil der Produktionskosten darstellt. Diese Erfahrung mit solch technisch anspruchsvollen Durchführungsprojekten bietet IPB und Chemgineering zahlreiche Vorteile dank detaillierter Einblicke, Erfahrungen und der Aneignung von Wissen.

Überlassen Sie nichts dem Zufall: dank Nachhaltigkeit und Zertifizierungssystemen

Doch zurück ins wahre Leben, zur Praxis und zum Thema Zertifizierungen: Vor der Bauabnahme von Anlagen und dem Start des Projekts benötigen alle Beteiligten die richtigen Instrumente, um dem Konzept der Nachhaltigkeit Objektivität zu verschaffen. Seitdem sich die Nachhaltigkeit glücklicherweise zu einem Verkaufsargument entwickelt und das allgemeine Bewusstsein und Interesse geweckt hat, sind gewisse Faktoren zur Einstufung und Klassifizierung erforderlich geworden, die eine „Auszeichnung“ der nachhaltigsten Gebäude (z. B. zertifiziert, Silber, Gold, Platin) ermöglichen. In unserem Fall wurden die meisten Projekte in LEED durchgeführt, auch wenn wir sowohl über die Kapazitäten als auch die Akkreditierungen verfügen, um sie in anderen Systemen wie DGNB, VERDE und BREEAM durchzuführen.

Und es ist die Mühe wert

Eine Studie vom World Green Building Council (WGBC) quantifiziert die positiven Auswirkungen hinsichtlich Gesundheit und Produktivität, die nachhaltige Gebäude und Büros auf ihre Nutzer haben. Die Zahlen bestätigen, dass Arbeitnehmer, die in nachhaltigen Gebäuden arbeiten, eine geringere krankheitsbedingte Ausfallrate aufweisen, unter weniger Stress leiden und eine um 11 % gesteigerte Leistungsfähigkeit aufweisen. Alleine eine passende Beleuchtung kann die Energieleistung um bis zu 21 % steigern. Zusätzlich dazu geht die Studie darauf ein, dass ein verbesserter Zugang zu natürlicher Beleuchtung und Ausblick auf die Natur die Leistung von Mitarbeitern verbessern und das Auftreten von bestimmten Krankheitsbildern senken kann. Weitere Vorteile von nachhaltigen Gebäuden sind zudem der Anstieg des empfundenen Immobilienwerts, der höhere Mietwert, das bessere Image der Marke, die schnellere Zusage von Zuschüssen usw.

Über die Grenzen hinaus: Der Zusammenhang zwischen erstklassiger Umweltzertifizierung und anderen Projekten

Nach der Einführung von nachhaltigen Projekten, die zertifiziert werden sollten (LEED, DGNB, ...), gibt es nun auch einige technische Lösungen, die ohne Zertifizierung angewandt werden können. Zum Beispiel: Betrachtet man die Wärmedämmung, die über die rechtlichen Vorschriften hinausgeht, Hochleistungsmotoren, Anlagen für das Sammeln von Regenwasser für den Einsatz in Spülkästen, die Verbesserung von natürlicher Beleuchtung, die Beleuchtung mit verschiedenen Schaltkreisen und auf lichtempfindlicher Basis oder Klimaanlagen, so sind auch diese von CO2-Emissionen abhängig. Auch diese Projekte profitieren von effizienten Lösungen, selbst wenn sie keinem Zertifizierungsprozess unterliegen. Doch: Diese Lösungen könnten nicht angewandt werden, wenn nicht alle Parteien über das Wissen und Bewusstsein verfügen würden.    

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